Sonntag, 30. November 2014

30.11.2014: Das Regatta-Fieber bricht aus

Position am 29.11./14:00UTC: 22°19'N, 028°46'W. 
Wir empfangen eine Iridium-eMail vom Eigner der SKIATHOS, der
unseren Törn von Hamburg aus verfolgt: wir liegen auf Platz 3 aller
Cruiser!!! Und das beste, wir liegen ca. 80 Meilen vor unserem
Schwesterschiff SUNRISE, einer baugleichen Beneteau First47.7, aber mit
mehr Segelfläche. Unsere Taktik mit der Nordroute bewährt sich. Unser
Taktiker passt kaum noch durch den Niedergang, so stolz-geschwollen ist
seine Brust. In der Crew macht sich Regatta-Fieber bereit. 
 Gegen Abend erreichen wir den Passatstrom, der Wind raumt auf NO. Die
Vernunft verhindert nur mit großer Mühe, dass erstmals der Spinnaker trotz
einsetzender Dämmerung und bevorstehender Nacht sofort gesetzt wird. 
Jemand an Bord hat eine Hans-Albers-CD dabei: Seemann, lass das Träumen,
Auf der Reeperbahn, Junge komm bald wieder, Kleine weisse Möwe, Auf
Matrosen ohey. Die Bier-Vorräte schmelzen. Gut, dass uns hier niemand
sieht oder hört. 


30.11. / 08:00UTC / 22°08'N 030°41'W / 883 Meilen im Kielwasser. 
Es wird hell. Der Spinnaker muss noch vor dem Frühstück hoch. Das Setzen
klappt einwandfrei. Leider stören die Wellen mächtig. So kommt, was kommen
muss: eine große Welle überrascht den Steuermann und wir fahren eine
Patenthalse. Der Spinnaker wickelt sich mehrfach ums Vorstag und zieht
sich fest ... 
Nach geschlagenen zwei Stunden harter Arbeit ist der Spi endlich geborgen.
Jetzt fahren wir Schmetterling mit ausgebaumtem Vorsegel ...
Und die Gedanken der Crew konzentrieren sich jetzt erst mal auf den
selbstgebackenen Adventskuchen (Dr.Oetker Fertig-Backmischung).
Morgen packen wir den Spinnaker wieder aus und versuchen es erneut.

Freitag, 28. November 2014

28.11.2014: Warten auf Passatwind

Position um 14:00UTC: 23°17'N, 025°50'W.
5.558m 
Wasser unter uns und auf der Logge 624 Meilen. 
Wir segeln jetzt den 3. Tag durchgehend auf Kursen zwischen 240° und 260°
halbwind und teilweise am Wind. Bei Windstärken zwischen 3 und 7 Bft aus
Nord und bis zu 5m Welle nicht besonders komfortabel im Schiff. Aber dafür
machen wir gute Fahrt mit einem durchschnittlichen 24h-Etmal von 158
Meilen. Und um bei der anhaltenden Krängung trotzdem schlafen zu können,
haben alle Kojen zum Glück Leesegel, sodass wir zumindest nicht
herausfallen können. 

Die Stimmung an Bord ist bestens, vielleicht auch wegen der ausgesprochen
guten Küche. Unsere beiden Hobbyköche übertreffen sich gegenseitig, trotz
der widrigen Umstände eine Köstlichkeit nach der anderen zu zaubern. 

Leider hat es letzte Nacht etwas Bruch gegeben, zum Glück aber unkritisch:
bei 6-7 Bft hatte sich nachts das Haltegerüst unseres Radar- und
Windgenerator-Mastes gelöst, was wir wegen der Dunkelheit zu spät
bemerkten. Aber wir haben ja reichlich Leinen an Bord, mit denen wir dies
provisorisch reparieren konnten. Wichtig ist, das der Windgenerator wieder
läuft. 

Auch beim nächtlichen Reffen erstmals ins 2. Reff ging nicht alles glatt.
Jetzt haben wir keinen Lazyjack mehr. Mal sehen, wie wir das gerichtet
kriegen. Aber da wir die Lazyjacks erst wieder bei Ankunft in St.Lucia
brauchen werden, haben wir dafür noch reichlich Zeit. 

Laut Wetterprognose erreichen wir morgen endlich den ersehnten Passatwind.
Dann wird es angenehmer und es geht mit einem deutlich ruhigeren Schiff
weiter unter Spinnaker. Barfuß-Route!

Schaut unbedingt mal auf der ARC-Homepage ins Tracking. Laut unseren Infos
liegen wir nicht schlecht in unserer Klasse der Cruiser.

Mittwoch, 26. November 2014

26.11.2014/08:00UTC: Position 26°23'N / 019°37'W

Wind NNW zwischen 3 und 5 Bft variierend. Wir machen gute Fahrt und haben
mittlerweile bereits 259 Meilen im Kielwasser. Aus der Region der
kanarischen Inseln sind wir raus und haben als letzte die kanarische Insel
Hierro ca. 40 mls südlich passiert. Seitdem ist auch die Dünung deutlich
länger, sodass die nach wie vor ca. 4m hohen Wellen jetzt kein Problem
mehr sind. 

 Das Feld der ARC-Teilnehmer hat sich deutlich auseinander gezogen. Gestern
Nachmittag waren nur noch zwei Mitstreiter zu sehen, nachts konnten wir
anhand der Topplichter noch knapp 10 teilnehmende Yachten ausmachen. Die
Mehrzahl davon südlich querab, demnach haben wir uns anscheinend für eine
vergleichsweise nördliche Route entschieden. Aber unser Navigator
Wolfgang ist mit Unterstützung von Iridium-Wetterwelt sicher, dass dies
die bessere Taktik ist. In St.Lucia werden wir es sehen. 

An Bord hat sich mittlerweile eine Blauwasser-Routine eingestellt. Wir
haben uns in drei Wachen aufgeteilt, von denen jeweils eine das Schiff
fährt. Größere Segelmanöver werden nur während der Wachen-Übergabe
gefahren, wenn zwei Wachen gleichzeitig an Deck sind. Als Ablöse-Rhythmus
haben wir uns für tagsüber 4 und nachts 3 Stunden entschieden. Dadurch
ergeben sich 7 Schichten pro Tag 08-12, 12-16, 16-20, 20-23, 23-02, 02-05
und 05-08 Uhr. Das hat den Vorteil, dass nacheinander jede Wache mal die
unangenehme nächtliche Hundewache gehen muss. 

Ansonsten alles bestens, die Crew harmoniert sehr gut und jeder
entschleunigt langsam aber sicher. Unser Hochsee-Angler Mike wirft fleißig
seine 500-Euro-Angel aus, aber irgendwie scheinen die Fische das nicht
mitzukriegen. Bisher hat nur ein kümmerlicher fliegender Fisch angebissen,
der aber als ungeniesbarer Beifang wieder über Bord musste. Schauen wir
mal, was die nächsten Tage bringen.

Montag, 24. November 2014

24.11.14: Nur noch 2.669 mls...

Der Start war ein grandioses Spektakel. 225 Yachten gehen über eine 500m breite Startlinie. Wir kriegen die Abstände ganz gut eingeschätzt und verschenken lediglich ca. 30 Sekunden. Ob das insgesamt eine Rolle spielen wird, ist wohl zu bezweifeln, aber für die Stimmung in der Crew ist das narürlich Klasse.

Mittlerweile hat sich das Feld etwas auseinander gezogen, aber es sind immer noch jede Menge Segel um uns herum zu sehen. Wir machen mit raumen Wind auf Kurs 150 Grad ca. 8 kn Fahrt. Die Wellen haben zugenommen, die großen sind jetzt ca.5 Meter hoch und lassen unsere Skiathos ordentlich geigen. Ist halt doch nicht der Ammersee.

24.11.14: Endlich geschafft

Grosse Verabschiedung für jede einzelne Yacht mit Blasmusik und Farewell-Wünschen auf Spanisch. Das Video dazu gibt es nach meiner Rückkehr (oder vermutlich auf der ARC-Homepage).
Endlich Leinen los. Wir sind gestartet! Die Stimmung topp. Vor uns liegen 2.700 Meilen Wind, Wellen, Sonne, Delphine, Wale, Sonnenuntergänge, Sonnenaufgänge.

Segeln ist schön.

Sonntag, 23. November 2014

23.11.2014: Startverschiebung um mindestens 18 Stunden

Der Wind und die Regenschauer haben heute Nacht noch mal zugenommen. Daher hat die ARC-Wettfahrtleitung jetzt entschieden, den Start zu verschieben. Neue Startzeit frühestens Montag Morgen 07:00 UTC.
Also weiter warten.

Wir haben uns mittlerweile aus der Großwetterlage einen Kurs abgeleitet, der nicht so weit nach Süden geht, wie ursprünglich angedacht. Wir planen an der Ostküste Gran Canarias entlang lediglich bis an der Südspitze vorbei, um dann gleich auf Westkurs zu gehen an Teneriffa vorbei und dann Kurs 260°.

Für die Freaks unter Euch hier die Waypoints:
WP(0): 27° 55' N / 15° 18' W
WP(1): 27° 30' N / 15° 30' W
WP(2): 26° 00' N / 22° 00' W
WP(3): 23° 30' N / 26° 00' W
WP(4): 20° 00' N / 45° 00' W
Wir bleiben somit deutlich auf der Nordhalbkugel.




Ansonsten ist die Stimmung hier Klasse. Party überall und die Yachten bunt geflaggt.



Freitag, 21. November 2014

21.11.2014: Wird das am Sonntag ein rauer Start?



Es weht den ganzen Tag heftig. Selbst hier im Hafen von Las Palmas haben wir in den Böen 6 Bft mit heftigen Regenschauern zwischendurch. Wie wird es dann wohl draußen wehen?

Auch der Wetterbericht verheißt nichts Gutes für den Start am Sonntag:

Weather Information
Forecast issued Friday 21st
Low pressure is sitting to the east of us over Lanzarote and the coast of Africa. It is continuing to bring some heavy scattered showers over the Canary Islands. Overnight (Friday/Saturday) the wind will stay from the NW at 10-15 knots and although there will still be showers around on Saturday there will also be some sunny spells.

On Saturday the wind will be WNW-NNW mainly 15-20 knots with stronger wind north of Las Palmas up to 25 knots, with some strong gusts.

Over Saturday night the wind will tend to ease and veer more to the N and by the time of the start it will be N-NW 15-20 knots; there will be some shelter close to the island shore with more pressure offshore. There will be scattered showers and sunny spells.

Na da sind wir alle mal gespannt. Wird schon werden. Unsere Yacht SKIATHOS ist auf jeden Fall bestens gerüstet, u.a. mit der Möglichkeit für 4 Reffs im Großsegel.

Donnerstag, 20. November 2014

20.11.2014: Einkauf für 8 Männer 3 Wochen auf See

Bin mittlerweile gut auf der SKIATHOS angekommen. Heute stand Einkauf und Stauen auf dem Programm. Der Einkauf hatte mir bisher nicht bekannte Dimensionen. Am Ende waren 11(!) Einkaufstrolleys bis über den Rand gefüllt, siehe Foto. Allein 600 Liter Wasser in Flaschen und Kanistern, 600 Dosen Bier, 20kg Kartoffeln, 10kg Reis, 10kg Nudeln, usw.
Im Supermarkt waren 3 Verkäufer über 2 Stunden lang mit uns beschäftigt. Dann Lieferung per Kleinlaster zum Schiff. Und dann stauen, stauen, stauen. Kaum zu glauben, es ging alles irgendwie rein ins Schiff.


Allerdings liegen wir jetzt merklich tiefer im Wasser ...


Mittwoch, 19. November 2014

19.11.2014: Das letzte bayerische Frühstück für die nächsten vier Wochen

Der Abreisetag ist da. Meine Frau und mein Sohn bringen mich zum Flughafen München. Check-in wie ueblich mit viel Andrang (eine ausgebuchte Boeing 757 bringt 265 Passagiere nach Gran Canaria), aber ansonsten kein Problem. X-mal optimiert hab ich jetzt 19,7 kg Gepäck zum Einchecken dabei (bei 20kg Gepäck-Limit), sowie 6kg Handgepäck.
Nach dem Check-in und den ueblichen Sicherheitskontrollen springt mir ein Angebot des Flughafen-Caterings ins Auge: 3 Weißwürste mit Breze und einem Weißbier. Kann man da widerstehen? So wird das mein letztes bayerisches Frühstück für die nächste Zeit. Ein schöner Abschied von München.


Freitag, 14. November 2014

14.11.2014: Dieser Blog geht live!

Hallo Familie, Freunde, Kollegen, Segelkameraden, Bekannte

Nachdem mich viele von Euch wiederholt gebeten haben, doch unbedingt von unterwegs irgendwie Lebenszeichen zu senden, habe ich mich zu diesem Blog durchgerungen.
So etwas habe ich aber noch nie gemacht, daher waren während der letzten Tage etliche lange Nächte angesagt. Aber ich bin voran gekommen. Nach mehreren unbefriedigenden Versionen traue ich mich jetzt, diese Version meines Blogs ins Netz zu stellen. Ich hoffe, Ihr seid nicht enttäuscht.

Die Absicht ist ganz einfach, Euch darüber zu informieren, wie es mir auf meiner Atlantik-Überquerung unter Segeln so geht. Ganz ohne Werbung, ohne Gimmicks, ohne Kommerz.

Ich bin selbst gespannt, ob und wie oft ich diesen Blog von unterwegs aktualisieren kann. Sollte ich dies aber nicht selbst können, hat mir meine Tochter zugesagt, dies für mich zu tun, sofern ich es schaffe, ihr eMails zu schicken (Danke, mein Schatz !). So dürften denn vermutlich einzelne Updates den Umweg über Satellit(en-Telefon) nach Tomsk/Russland ins Internet und dann zurück nach Deutschland nehmen. Schon Klasse die Technik, oder?

Ich würde mich freuen, wenn Euch dieser Blog gefällt. Schreibt mir gerne Eure Kommentare hinein. Auch wenn ich die vermutlich nicht online lesen können werde, würde ich mich mit Sicherheit zeitversetzt darüber freuen.